Donnerstag, 22. Januar 2015

Völlig klar durch den Wirrwarr- eine Rezension über Ruhm

Die Technik macht’s möglich: Nicht nur das Speichern von grossen Datenmengen, und die Hilfestellung in mittlerweile so vielen anderen Bereichen, sondern auch die Möglichkeit seine Identität hinter der immer unpersönlicher werdenden Kommunikation zu verzerren. Es ist möglich seine Person zu verfälschen, Lügen, ohne dass einen die Gesichtsfarbe verrät und sich dank der Anonymität auch mal unangemessen zu verhalten. Der Umgang mit Ruhm beziehungsweise die Sehnsucht nach Ruhm, wird in diesem Roman mit dem Verlust seiner Identität oder Suche nach Anerkennung verbunden.
Dieses Thema wird in Ruhm- Ein Roman in neun Geschichten vom deutschen Autor Daniel Kehlmann sehr genau in verschiedensten Situationen verkörpert. Ruhm, eines seiner neusten Bücher, erschien 2009 erstmals, gedruckt im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg und traf auf grosses Interesse des deutschen Volkes. Dieser Erfolg, der sich in mehreren Bestsellerlisten zeigte, ist bestimmt nicht bedeutungslos.
Ebling, der ersterwähnte Protagonist, erhält durch seinen Kauf eines Mobiltelefons plötzlich sehr viele Anrufe. Doch er kennt die Anrufer nicht und noch weniger tun die es. Doch das kümmert schnell niemanden mehr. Die Anrufer reden nur drauf los und Ebling tut nichts dergleichen. Er versteckt seine Identität hinter dem Telefon und mischt sich in das Leben von diesem gewissen Ralf ein, was in dessen Leben markante Folgen mit sich zieht. Doch das ist eine andere Geschichte.
Der Roman ist, wie schon sein Titel sagt, bestehend aus neun Geschichten. Nun ist die Frage, was den Leser eigentlich erwartet? Neun unterschiedliche Geschichten? Nun, vielmehr sind es neun zum Teil andersartige Geschichten, die alle ineinander verflochten sind. Überall entstehen Verknüpfungen, an die ein aufmerksamer Leser andocken kann, oder sich etwas verwirrt durch die Buchstaben weiterzieht. Doch auch wenn der Klappentext einen vorerst verwirren kann, fühlt man sich nach vollendeter Lektüre bei wiederholtem durchlesen des Klappentexts erleuchtet. Daniel Kehlmann geht sehr genau auf seine Figuren ein, und während sie äusserlich nur sparsam beschrieben werden, wird ihr Charakter in vielen Situationen aufgezeigt. Da sich auch der Erzähler von Geschichte zu Geschichte ändert, dürfen wir auch immer wieder in einen neuen Schreibstil und einen veränderten Wortschatz eintauchen.
Obwohl die Geschichten relativ indirekt miteinander zu tun haben, zieht sich ein roter Faden durch den Roman, der aber öfters vom Leser mit weiteren Details verstrickt werden muss. Anfangs könnte man noch etwas Mühe haben, mit diesem ungewohnten zeitlich unsortierten Verlauf der Geschichten umzugehen. Die waghalsige Idee von Daniel Kehlmann stellt sich aber im Verlaufe des Leseprozesses als fesselnd heraus.
Während die Sprache gut verständlich ist, stellt sich die Bedeutung des Inhalts und die Kombinationen der Geschichten vielmehr als Herausforderung heraus. Allerdings hat die Thematisierung und die Moral darin einen hohen Stellenwert auf die Wertung des Romans. Die Folge der Schicksale jeder einzelnen Figur ist fesselnd und regt zum Nachdenken an. So lässt das Buch bestimmt niemanden kalt.
Da sehr viel Raum für Interpretationen offen bleibt, wird dieses Buch nur an motivierte Leser empfohlen, denen es nicht zu schade ist, sich auch mal Zeit zu nehmen, um die Handlung und Zusammenhänge zu reflektieren. Doch besteht die Überzeugung, dass eine Herausforderung den Leser auch packen kann. Deshalb sollte sich jeder selber ein Bild von diesem Roman mit aussergewöhnlichem Aufbau machen. Es ist auf jedenfall eine Reise in eine andere Geschichte wert. Auch mit Flugangst...

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