Mittwoch, 21. Januar 2015

Personencharakterisierung Mollwitz

Mollwitz ist ein grosser Mann Mitte dreissig. Auch wenn er sich ganz harmlos als vollschlank bezeichnet, ist er in Wahrheit üppig beleibt. Seine Unsportlichkeit zeigt sich darin, dass er bei den kleinsten physischen Anstrengungen schwer atmet und schwitzt; drei Stufen reichen um ihn an seine körperlichen Grenzen zu bringen (S.141, Z. 3-4/ 150, Z. 5-7). Nicht selten bedeutet seine Ungepflegtheit einen penetrant schlechten Geruch in seiner Nähe. Er ist ein einsamer Single und wohnt immer noch bei seiner Mutter (S.136, Z. 6-12/140, Z. 1-2). Er fühlt sich nicht wohl in seinem Team bei der Arbeit. Besonders mit Lobenmeier kommt er nicht gut aus. Diese Einstellung ist aus Eifersucht gewachsen, Lobenmeier ist schliesslich der Liebling vom Chef (S.134, Z.19- 26). Er ist so fleissig und korrekt, dass er Mollwitz sogar schon bei der Arbeit kontrolliert und so findet er heraus, dass Mollwitz auch während der Arbeit im Internet herumlungert (S.135, Z. 8). Damit hat er sich auch nicht beliebt gemacht, doch genau deshalb verflüchtig er sich umso mehr ins Internet. Dadurch kann er seinem wahren Leben, mit welchem er unzufrieden ist, entfliehen (S.158, Z. 20). Solange er seine Stelle in der Telekommunikationsfirma behalten kann, ohne viel dafür zu tun, verhält er sich seiner Arbeit gegenüber unseriös (S.138, Z. 1-8). Dafür fixiert er sich umso mehr auf seine Blogs, so dass man ihn schon als internetsüchtig bezeichnen kann (S. 141, Z. 27-28). In der Realität verhält er sich schüchtern und introvertiert. Er redet kaum mit anderen Leuten, nicht einmal wenn er angesprochen wird (S.148, Z. 13-15). Gleichzeitig teilt er in Internetforen, wo er anonym ist, aus (S. 137, Z. 18-21/ 140, Z. 17/ 144, Z. 1-2). Wenn es darauf ankommt ist er dann sehr direkt. Dabei spielt seine Laune, stark davon ab, wie sein Tag verlaufen ist.
Mollwitz hat wenig Selbstvertrauen von der Arbeit, da er immer im Schatten seiner Mitarbeiter steht (S.134, Z. 19-26) und seine Misserfolge in Bezug auf Frauen verstärken dies bloss (S.143, Z. 6-12). Als Ralf Tanners Beziehung mit Carla Mirelli auseinandergeht, zeigt Mollwitz beinah Schadenfreude, indem er ihre Beziehung grundsätzlich als unpassend beschreibt (S. 137, Z.18-21). Somit holt er sich auf unrühmliche Art seine Aufmerksamkeit im Internet, die ihm sonst im Leben fehlt. Besonders nach seiner Enttäuschung, dass er es nicht geschafft hat, Leo Eindruck zu machen, löst seine Enttäuschung eine starke Reaktion aus. Leo, den er gerade noch angehimmelt hat und dessen Bücher er gerne liest, wird plötzlich von Mollwitz im Internet schlechtgeredet (S. 158, Z. 12-13). Es war naiv von ihm zu denken, dass es so einfach wäre in eine Geschichte Leos zu kommen. Er hat dafür einen so grossen Aufwand betrieben. Er ist auf Leute zugegangen, hat mit Leo geredet, als ob er ihn kennen würde. Er hat sich unanständig, unverschämt, ja sogar lächerlich benommen, um seinem Ziel näherzukommen. Und als er merkt, dass alles für die Katz’ war, lässt er im Internet auf seine Weise den Frust raus. Und er muss ein weiteres Mal merken, dass er nur ein weiterer einfacher Mensch in dieser Welt ist, der täglich einer normalen Tätigkeit nachgeht. Er würde weiterhin bei mit seiner Mutter leben, wie seit eh und je. Da kann man schon nachvollziehen, dass er mit dem Erscheinen in einer Kurzgeschichte von Richter der unzufriedenstellenden Wirklichkeit entfliehen möchte (S.147, Z. 3-10).
Mollwitz ist für mich eine spannende Figur, weil er zwei Seiten hat. Auf der einen ist er ein schlichter Mensch, der -wie bestimmt jeder ein Mal- nicht so ganz zufrieden ist mit seinem Leben. Auf der anderen Seite schafft er es so viel Engagement in seine Post auf Blogs und Foren zu stecken, dass er beinahe in eine andere Welt abdriftet. Eine Welt in einer anderen Geschichte...

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