Freitag, 16. Januar 2015

In Gefahr

Leo begleitet Elisabeth in ein Kriegsgebiet in Afrika, wo sie arbeiten wird. In der Geschichte kommen viele Details vor, die Elisabeth und auch uns verraten, dass wir uns in einer Geschichte von Leo befinden. Als sie auf Lara Gaspard trifft, hat sie einen Geistesblitz: Sie ist also doch in einer Geschichte von Leo gelandet, obwohl sie ihn darum gebeten hat, gerade dies nicht zu tun. Doch dazu meint er nur, wir seien immer in Geschichten.


Elisabeth schielt Leo immer über die Schultern, weil sie mitbekommen möchte, falls er sich ihren Namen notieren würde, um sie in eine Geschichte zu nehmen, weil sie dies dann verhindern wollen würde. Erst später begreift sie, dass es eigentlich schon zu spät ist. Verräterische Details in dieser Geschichte lassen uns erkennen, dass sie eine von Leos ist.

  • Leo verrät sich auch dadurch, dass er so allwissend ist beispielsweise, dass er weiss wo Norden ist und wohin die Geschütze weiterziehen. Auch verhält er sich so furchtlos und souverän, wie Elisabeth sagt (Kehlmann, 2009, S.196/200), was er eigentlich gar nicht ist. Doch das kommt bestimmt davon, dass er die Geschichte in der Hand hat und sie zu seinen Gunsten steuern kann.


  • Leo hat den Elmitz-Karner-Preis abgelehnt (S. 198), was er, wie Elisabeth weiss, niemals tun würde. Darauf wird Leo auch noch angesprochen.


  • Lara Gaspard ist nicht real, wenn sie also da ist, kann alles rundherum auch nicht real sein. Lara stellt sich vor und sagt: „Eine lange Geschichte. Sehr verwickelt. Mein ganzes Leben besteht aus verwickelten Geschichten.“ (Kehlmann, 2009, S.200) Als ob ihr bewusst wäre, dass sie in mehrere Geschichten Leos einbezogen ist. Und diese mit wiederum anderen Geschichten.


Diesen Tatsachen nach und es gäbe noch mehr -von welchen ich aber denke, dass sie eher nebensächlich erscheinen -macht es Sinn, dass wir uns in einer Geschichte befinden. Doch gehen wir weiter und widmen wir uns noch ein letztes Mal alleinig mit einer Geschichte aus diesem verstrickten Roman: 
Eine Frage die ich mir nicht sicher beantworten kann ist, warum dieses Kapitel gleich heisst, wie das Zweite. Hat da jemand eine Vermutung? Oder vielleicht kann ich mir sie auch selber beantworten? Aus der Aussage von Elisabeth auf Seite 201“Das hier ist deine Version, das ist das, was du daraus gemacht hast. Aus unserer Reise damals und aus dem, was du über meine Arbeit weisst“, entwickle ich eine Idee: Könnte es sein, dass das zweite Kapitel das Erlebnis, war woraus Leo die Ideen für seine Kurzgeschichte (das letzte Kapitel)genommen hat? 
Leo deutet an, dass er bereut, Maria an seiner Stelle auf die Schriftstellerreise gelassen zu haben. Dies, weil sie seit ihrem Verschwinden berühmter geworden ist und sogar einen Preis gewonnen hat (S.194). Könnte diese Eifersucht auch ein Vorwurf an Elisabeth sein? Schliesslich hätte er an ihrer Stelle sein können. Ich behaupte jedoch nicht, dass er gleich gut mir dieser Situation umgegangen wäre, wie Maria es tat. Schliesslich ist er viel unselbstständiger und weniger furchtlos. Vielleicht hat er dann auch aus Wut auf Elisabeth diese Geschichte geschrieben. Damit konnte er ihr eins auswischen und vielleicht würde ihm  der Versuch gelingen, aus Trotz mit dieser Geschichte Maria Rubinsteins Krimis doch noch zu übertrumpfen. 
„Sie blinzelte, aber sie konnte ihn kaum mehr sehen. Er kam ihr nicht real vor, fast durchsichtig schon und nur mehr wie ein Statthalter seiner selbst. Und drinnen in der Hütte, das wusste sie, waren inzwischen Lara Gaspards Gegenwart und Charisma nur noch stärker geworden.“ (Kehlmann, 2009, S. 202) Und im nächsten Abschnitt wie Lara Gaspard in einen Skizzenblock zeichnet, was vorhin eine häufig erwähnte Gestik von Leo war. Hat er sich in ihre Gestalt eingemischt? Er hatte schliesslich auf eine Art viel in seine Arbeit als Autor gesteckt. Ihm ist es wichtig für die Literatur anerkannt zu werden, er notiert sich vieles aus dem Alltag, würde sehr vieles für höhere Verkaufszahlen und weitere Preise tun (siehe vorheriger Abschnitt), und besonders ist er sehr eng zu seiner Figur, der Lara, die seine Ex-Frau repräsentiert: „[...] als seine Frau ihm den Stiefel gegeben hatte, kamen die drei Storys, wo Lara ihren Husband verlässt [...]“ (Kehlmann, 2009, S.143) Als ob er sich in eine andere Welt schreibt.

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