Leo begleitet Elisabeth in ein Kriegsgebiet in Afrika, wo sie arbeiten
wird. In der Geschichte kommen viele Details vor, die Elisabeth und auch uns
verraten, dass wir uns in einer Geschichte von Leo befinden. Als sie auf Lara
Gaspard trifft, hat sie einen Geistesblitz: Sie ist also doch in einer
Geschichte von Leo gelandet, obwohl sie ihn darum gebeten hat, gerade dies
nicht zu tun. Doch dazu meint er nur, wir seien immer in Geschichten.
Elisabeth schielt Leo immer über die
Schultern, weil sie mitbekommen möchte, falls er sich ihren Namen notieren
würde, um sie in eine Geschichte zu nehmen, weil sie dies dann verhindern
wollen würde. Erst später begreift sie, dass es eigentlich schon zu spät ist. Verräterische
Details in dieser Geschichte lassen uns erkennen, dass sie eine von Leos ist.
- Leo verrät sich auch dadurch, dass
er so allwissend ist beispielsweise, dass er weiss wo Norden ist und wohin die
Geschütze weiterziehen. Auch verhält er sich so furchtlos und souverän, wie
Elisabeth sagt (Kehlmann, 2009, S.196/200), was er eigentlich gar nicht ist.
Doch das kommt bestimmt davon, dass er die Geschichte in der Hand hat und sie
zu seinen Gunsten steuern kann.
- Leo hat den Elmitz-Karner-Preis
abgelehnt (S. 198), was er, wie Elisabeth weiss, niemals tun würde. Darauf wird
Leo auch noch angesprochen.
- Lara Gaspard ist nicht real, wenn
sie also da ist, kann alles rundherum auch nicht real sein. Lara stellt sich
vor und sagt: „Eine lange Geschichte. Sehr verwickelt. Mein ganzes Leben
besteht aus verwickelten Geschichten.“ (Kehlmann, 2009, S.200) Als ob ihr
bewusst wäre, dass sie in mehrere Geschichten Leos einbezogen ist. Und diese
mit wiederum anderen Geschichten.
Diesen Tatsachen nach und es gäbe noch mehr
-von welchen ich aber denke, dass sie eher nebensächlich erscheinen -macht es
Sinn, dass wir uns in einer Geschichte befinden. Doch gehen wir weiter und
widmen wir uns noch ein letztes Mal alleinig mit einer Geschichte aus diesem
verstrickten Roman:
Eine Frage die ich mir nicht sicher beantworten
kann ist, warum dieses Kapitel gleich heisst, wie das Zweite. Hat da jemand eine
Vermutung? Oder vielleicht kann ich mir sie auch selber beantworten? Aus der
Aussage von Elisabeth auf Seite 201“Das hier ist deine Version, das ist das,
was du daraus gemacht hast. Aus unserer Reise damals und aus dem, was du über
meine Arbeit weisst“, entwickle ich eine Idee: Könnte es sein, dass das zweite
Kapitel das Erlebnis, war woraus Leo die Ideen für seine Kurzgeschichte (das
letzte Kapitel)genommen hat?
Leo deutet an, dass er bereut, Maria an seiner
Stelle auf die Schriftstellerreise gelassen zu haben. Dies, weil sie seit ihrem
Verschwinden berühmter geworden ist und sogar einen Preis gewonnen hat (S.194). Könnte diese Eifersucht auch ein Vorwurf an Elisabeth sein? Schliesslich hätte er an ihrer Stelle sein können. Ich behaupte jedoch nicht, dass er gleich gut mir dieser Situation umgegangen wäre, wie Maria es tat. Schliesslich ist er viel unselbstständiger und weniger furchtlos. Vielleicht hat er dann auch aus Wut auf Elisabeth diese Geschichte geschrieben. Damit konnte er ihr eins auswischen und vielleicht würde ihm der Versuch gelingen, aus Trotz mit dieser Geschichte Maria Rubinsteins Krimis doch noch zu übertrumpfen.
„Sie blinzelte, aber sie konnte ihn kaum mehr sehen.
Er kam ihr nicht real vor, fast durchsichtig schon und nur mehr wie ein
Statthalter seiner selbst. Und drinnen in der Hütte, das wusste sie, waren
inzwischen Lara Gaspards Gegenwart und Charisma nur noch stärker geworden.“
(Kehlmann, 2009, S. 202) Und im nächsten Abschnitt wie Lara Gaspard in einen
Skizzenblock zeichnet, was vorhin eine häufig erwähnte Gestik von Leo war. Hat
er sich in ihre Gestalt eingemischt? Er hatte schliesslich auf eine Art viel in
seine Arbeit als Autor gesteckt. Ihm ist es wichtig für die Literatur anerkannt
zu werden, er notiert sich vieles aus dem Alltag, würde sehr vieles für höhere
Verkaufszahlen und weitere Preise tun (siehe vorheriger Abschnitt), und
besonders ist er sehr eng zu seiner Figur, der Lara, die seine Ex-Frau
repräsentiert: „[...] als seine Frau ihm den Stiefel gegeben hatte, kamen
die drei Storys, wo Lara ihren Husband verlässt [...]“ (Kehlmann, 2009, S.143) Als ob er sich in eine
andere Welt schreibt.
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