Innerer Monolog

<<Ich bin Schauspieler, erfolgreich und werde sogar auf den Strassen erkannt. Und dann klappt plötzlich gar nichts mehr. Was habe ich falsch gemacht? Wieso ist Carla letztens so ausgerastet? So kenne ich sie gar nicht. Ich denke nicht, dass es einen Grund gab mich zu ohrfeigen, wo ich ihr doch gar nichts angetan habe! Manchmal könnte man echt meinen irgendjemand würde sich in mein Leben einmischen! Das wäre ja eine Frechheit! Naja, abgesehen davon ist das gar nicht möglich, mein Security-Personal ist zuverlässig. Könnte sich überhaupt jemand mit mir messen und eine Konkurrenz darstellen? Das ist doch völlig auszuschliessen, schliesslich bin ich Ralf Tanner!

...ausser mein Imitator... Der ist echt stark in dem was er tut. Doch je mehr er –wortwörtlich- in meine Rolle rutscht, desto mehr muss er davon übernehmen. Und das wäre dann wohl alles! Da bliebe nicht nur Geld und Besitz, sondern auch Paparazzi und der Streit mit Carla. Das wäre genial! Wieso bin ich nicht schon früher darauf gekommen? Wenn die Medien mich schon in einem schlechten Licht darstellen müssen und die guten Jobangebote nicht mehr an mich fallen, dann müsste ich diese Situation nur noch positiv ansehen und gut ausnutzen. Soll ich es versuchen, mich im Looppool als Imitator meiner selbst auszugeben? Das müsste man mir doch abkaufen, oder? Schliesslich sehe ich ohne Make-up meiner Filmfigur gar nicht mehr so ähnlich. Und trotzdem sollte ich überzeugend wirken. So werde ich es wohl machen: Ich gehe ins Looppool, gebe mich als Ralf Tanner-Imitator aus und bleibe dann gleich Ralf Tanner-Imitator. Es gibt doch genug Leute, die es immer wieder versuchen, sich als mich auzugeben. Diese werden mein Verschwinden bestimmt ausnutzen, mein Manager hätte dann immernoch einen angeblichen Ralf in meiner Villa zu managen und ich kann beruhigt ein neues Leben führen, ohne dass ich gesucht werde.

Ist dies realistisch? Ist es das Wert? Hoffentlich bereu ich das nicht im Nachhinein.

Ich habe mir damals immerhin einen Traum erfüllt, bin Schauspieler geworden und aus einem grauen Mäuschen ist ein Star geworden. Dieses Image würde ich verlieren, doch meiner aktuellen Situation nach, ist das alles was ich will. Eigentlich meint es mein Schicksal gut. Mein Imitator, übernimmt mein Leben mit allen Facetten und ich krieg’ Seins. Gerade gut genug. Etwas Aufmerksamkeit und einen tollen Job und trotzdem sind die Medien ruhig, ich kann einigermassen normal auf die Strasse und ich werde nicht mehr ausschliesslich wegen meiner Berühmtheit geliebt. Worauf wartest du eigentlich noch, mein lieber Ralf? Los!

Ich sei noch nicht so überzeugend als Ralf-Imitator! Tz! Was soll das denn heissen? Ich bin doch eigentlich Ralf Tanner in Person! Was soll daran nicht überzeugend sein? Naja egal. Das bedeutet immerhin, dass man mir die Imitator-Rolle abkauft. Ausserdem ist es so schön in meinem neuen Leben. Ich habe eine bescheidene Wohnung, verbringe viel Zeit mit Nora und ich muss mich nicht mehr um Gerüchte kümmern. Ich habe es geschafft! Ich weiss zwar nicht was in mich gefahren ist, als mir diese Idee kam, aber sie ist gut. Ich muss mich für keine Gerüchte mehr rechtfertigen, um sie loszuwerden, habe keinen vollen Terminkalender mehr und so weiter. Alle Probleme auf einen Streich beseitigt! Das muss man(n) erst noch hinkriegen!

Und wenn ich in den Spiegel schaue wiederspiegelt er einen anderen Menschen, wie wenn man in Filmen eine Figur darstellt. Komisch...>> 

-Ralf Tanner