Freitag, 5. Dezember 2014

Rosalie geht sterben

Rosalie hat Bauchspeicheldrüsenkrebs und wird bald sterben. Um diesen Schicksalsschlag angenehmer zu machen, meldet sie sich bei der Sterbehilfe an. Auf dem Weg dorthin kommt immer wieder etwas dazwischen, als ob Rosalie vom Tod abgehalten werden wollte. Der Autor kommt darin vor, wie er mit ihr über ihr Schicksal diskutiert. Doch er kann nur bestimmen was mit ihr passiert und nicht, was für andere Zufälle passieren. Bis ganz am Ende lässt er keine Hoffnung offen und dann plötzlich erscheint er aus Erbarmen, um Rosalie wieder gesund und jung zu machen.

Ich weiss nicht wie es euch gerade geht, aber im hintersten Eck meines Gedächtnis’, spüre ich eine vage Erinnerung an einen Tod im Sterbezentrum. Und tatsächlich: Kurz nachgeschlagen, wurde Rosalie schon im Kapitel „Gefahr“ erwähnt. „Natürlich kannte sie seine berühmteste Geschichte, die von einer alten Frau und ihrer Reise ins Schweizer Sterbezentrum handelte“ (Kehlmann, 2009, S. 29), heisst es dort.

Müsste daher Leo das „Ich“ in diesem Kapitel sein? Schliesslich wissen wir über ihn, dass er seine Ideen und Inspiration aus den Leben anderer Leute nimmt. Um noch kurz meine Interpretation dazu zu erwähnen, macht sich Leo dadurch auf Kosten anderer berühmt, beziehungsweise er rühmt sich mit den Schicksalen anderer Leute. In dieser Geschichte ist die Rosalie die Tante von Lara Gaspard, welche wiederum die Heldin von Leo ist. Daraus schliesse ich, dass dieses Kapitel eine Kurzgeschichte von Leo ist.

Hier wird klar, wie viel Macht der Autor hat und wie frei er über seine Figuren entscheiden kann, aber auch wie abhängig er von seinen Ideen und Geschichten ist. Möglicherweise hat Leo Angst seinen Ruhm so schnell zu verlieren, wie Rosalie ihr Leben beenden musste. Ich sehe eine Metapher dahinter, wo Rosalie Leo darstellt und der Erzähler der Geschichte- in diesem Fall er selbst- sein Management. Sowie Leo brav macht, was sein Management ihm organisiert, so brav macht auch Rosalie, was Leo von ihr will. Am Ende hat er aber Erbarmen mit ihr und lässt sie gesund und jung weiterleben. Dabei lässt er andeuten, dass auch er darauf hofft Gnade zu bekommen, wenn er darum bittet. Vielleicht möchte er seine Karriere bald beenden?

Zurück zur eigentlichen Situation: Rosalie wird durch die ganze Geschichte begleitet. Die Aufmerksamkeit liegt auf ihr und wir fühlen bestimmt alle mit ihr. Am Ende scheint es mir, als würde das ganze Interesse an ihr schwinden, sobald nichts Trauriges oder Schockierendes mehr daran ist oder erwartet wird. So sehe ich es übrigens auch in unserer Welt: Wir interessieren uns für Haiti, Fukushima, und Sierra Leone solange dort etwas Schreckliches herrscht. Vielleicht um unser Glück und unsere Überlegenheit zu spüren, doch sobald dies vorbei ist, oder etwas Neues aktuell wird, verschwindet auch unser Interesse daran.

Auch der Autor dieses Kapitels beziehungsweise dieser Kurzgeschichte, Leo, hat sehr viel Präsenz. Er kann damit viel Aufmerksamkeit auch auf sich lenken. Wir warten immer gespannt, was er für eine mögliche Wendung in die Geschichte einbaut. Sobald er sich von Rosalies Betteln erbarmen lässt, verliert die ganze Geschichte seine Spannung und somit das Interesse, das an ihr liegt. Eine einzige Entscheidung kann ein ganzes Leben verändern, wenn die Entscheidung von jemandem genügend mächtigen kommt. Hier der Autor, in einer anderen Situation ein politischer Führer in unserem Leben vielleicht die Eltern. Die Gedanken können einen rühmen, doch wenn sie nicht gut genug sind können sie auch das Gegenteil bewirken. Und dann steht man alleine da, denn niemand interessiert sich mehr. 
„Zurück bleibt, wenn überhaupt etwas, eine Strasse im Regen. Wasser, das von den Pelerinen zweier Kinder perlt, ein Hund der da drüben sein Bein hebt, ein gähnender Kanalräumer und drei Autos, die mit unbekannten Nummernschildern um die Ecke biegen, als kämen sie von sehr weit her: aus einer Wirklichkeit oder zumindest einer ganz anderen Geschichte“ (Kehlmann, 2009, S.77) Hier der letzte Satz, indem auch gezeigt wird, dass am Ende nichts, als eine alltägliche Situation übrig bleibt. Besonders schön finde ich, den Vermerk, dass die unbekannten Autos aus einer anderen Geschichte kämen. Ich erwarte sie nun in einer der nächsten Geschichten wieder anzutreffen. Was meint ihr?

1 Kommentar:

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