Freitag, 14. November 2014

Vorüberlegungen

„Ein Schriftsteller mit der unheilvollen Neigung, Menschen, die ihm nahestehen, zu Literatur zu machen, ein verwirrter Internetblogger, ein Abteilungsleiter mit Doppelleben, ein berühmter Schauspieler, der lieber unbekannt wäre, eine alte Dame auf der Reise in den Tod: Ihre Wege kreuzen sich in einem Geflecht von Episoden zwischen Wirklichkeit und Schein (Kehlmann, 2009)."  
Nun, liebe Leserin, lieber Leser, diese Buchbeschreibung hat meine Neugier gepackt, deine auch?
 
Der Klappentext lässt die Geschichte noch sehr geheimnisvoll erscheinen, da noch sehr wenig preisgegeben wird. Sehr vieles steht noch offen und lässt mir im Moment noch sehr viel freien Raum, die Geschichte zusammenzureimen. Besonders gespannt bin ich darüber, wie neun Geschichten in einem Roman zusammengeflochten werden. Bestimmt ist dies sehr anspruchsvoll für den Autor, um den roten Faden durch die verschiedenen Geschichten zu ziehen und dabei mit kleinen Einblicken den Leserinnen und Lesern Interpretationsmöglichkeiten oder Verständnis zu ermöglichen. Ich kann mir vorstellen, dass das Prinzip wie bei Filmserien mit verschiedenen Episoden verläuft. Am Anfang wären alle Geschichten ganz ihre eigene und erst am Schluss gäbe es eine kleine, jedoch markierende Handlung, die alle Geschichten vereint. Vielleicht eine Situation, die alle Geschichten gemeinsam hätten, ein Ort, eine Entscheidung oder ein gemeinsames Ziel der Figuren. Und diese kleine Aufmerksamkeit könnte reichen, um es einem wie Schuppen von den Augen fallen zu lassen, wie verbunden die Geschichten eigentlich schon von Anfang an waren.
 
Ruhm hat zwei Seiten. Einerseits verbindet man Ruhm automatisch mit dem Berühmtsein, Beliebtheit, Geld und Besitz. Jemand, kann sich damit rühmen, das heisst er behauptet sich damit, besondere Eigenschaften oder Gegenstände vorzuweisen. Andererseits kann Ruhm auch das Vertrauen zwischen Personen erschweren, falls das Gegenüber nur am Ruhm des Anderen interessiert ist.
 
Die Figuren sind Schriftsteller, Internetblogger, Abteilungsleiter, Schauspieler. Sie scheinen alle einen höheren Status zu haben, vielleicht sogar für andere Vorbilder zu sein, oder sie geben durch ihren Beruf, ihre Ideen, Kreativität und die dadurch entstandenen Werke persönliche Einsichten weiter. Zu einem Vorbild wird aufgeschaut. Es wird von dieser Person nur das Gute gesehen. Es kann sogar die Lebensweise des Bewunderers beeinflussen. In der Rolle des Vorbilds fühlt man sich bestimmt nicht immer wohl. Man möchte nicht immer perfekt sein müssen, um andere nicht negativ zu beeinflussen und will deshalb seinen Status vielleicht sogar loswerden.
Ruhm ist jedoch kurzlebig. Niemand kann sich das ganze Leben mit etwas rühmen. Dafür ist die Konkurrenz zu gross, die Interessen der Gemeinschaft zu unterschiedlich und wechselhaft. Wenn sich nun jemand irgendwomit Ruhm erarbeitet, kann dieser schnell wieder verfliegen. Es kommt genauso schnell, wie es auch wieder geht. Und auf einmal steht man allein und mit leeren Händen da.
 
Ruhm kann also als unangenehm empfunden werden, so dass man ihn loswerden möchte. Andererseits ist Ruhm vielleicht auch etwas worin man sich verliebt und irgendwann nicht mehr ohne leben möchte, davon aber verlassen wird. Ich stelle mir den Roman so vor, dass neun Lebensgeschichten vorgestellt werden, von Menschen, die unterschiedlich mit ihrem Ruhm umgehen und trotzdem eine Gemeinsamkeit dabei haben. Möglicherweise geht auch ihre Zeit des Ruhms auf die gleiche Weise zu Ende.
 
Meinen Bloglink, Stimme des Ruhms, habe ich aus dem Titel des ersten Kapitels entwickelt. Als ich den ersten Titel gelesen habe, suchte ich eine Beziehung zum Buchtitel. Meine Interpretation dazu ist folgende: Ich denke, dass Ruhm einen stark beeinflussen kann. Die Möglichkeiten, die man dadurch erhält, wirken auf unseren Charakter ein. Die neuen Welten, die dann aufgehen, sind wie eine innere Stimme für uns. Und die Stimme gehört dem Ruhm.

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